Luppenau

                 Weihnachten in Luppenau

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Januar 2019  - Ilja Bakkal -   

Höchste Anspannung im Papiertheater

Ging es Ihnen auch so – es war nicht einfach in weihnachtliche Stimmung zu kommen – so warm war es, als wolle es überhaupt nicht Winter werden? Dabei passiert diesbezüglich so viel in Luppenau: 2 Weihnachtsmärkte in Lössen, der Weihnachtsmarkt in Löpitz, die Seniorenweihnachtsfeier, das Krippenspiel und vor allem die entsprechenden Vorbereitungen. Erst das Geräusch der Kettensäge beim Fällen der diesjährigen Tanne für den Schlossplatz machte mir deutlich, dass unsere Rituale wetterunabhängig laufen. Ist das Kostüm des Weihnachtsmannes überhaupt noch zeitgemäß? Wie der arme Mann schwitzt, dabei werden es immer mehr Kinder, der Sack wird schwerer und allenthalben liest man, dass es an guter Erziehung mangelt. Noch nie habe ich erlebt, dass Hartmut  Kirchhoff während der gesamten Bescherung die Rute in der Hand behalten hat. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, noch nie hat man so liebe, aufmerksame Kinder gesehen wie im Papiertheater bei der Aufführung des Märchens von den drei kleinen Schweinen, noch nie wurden so viele Gedichte rezitiert, so viele Vertraulichkeiten ausgetauscht.

Wenige Tage später erkannte man einige der Gesichter bei der Seniorenweihnachtsfeier wieder. Sie sangen und tanzten zur Freude der Gäste vor dem Weihnachtsbaum und um einen riesigen Schneemann gegen dessen Drehrichtung herum. Die Zielgruppe dieses Abends ist weit davon entfernt, sich passiv unterhalten zu lassen. So findet Frau Pastorin Antje Böhme eine ihr gewogene Mischung aus Chor und Publikum vor.


Schöne Stimmen und Lebensfreude
Viele Bilder gleichen denen der vergangenen Jahre, da kommt der eine oder andere neu hinzu aber niemand wird wirklich älter. Mitglieder des Ortschaftsrates (diesmal besonders von der Schirmherrin hervorgehoben) bewirten, immer dabei Robert  Schneider    mit Vater und Sepp Dannemann mit Kaffeekannen.  Stollen und Kekse, der Braten aus der Küche des Hauses.  Am Ende des Tisches, unweit der Tür, jederzeit bereit einzugreifen saß Edith Uhlmann, strahlende Augen, die weißen Haare frisch geborstelt, kurz vor der Explosion ansteckenden Lachens. Sie ist der eingeladenen Altersgruppe durchaus zugehörig - aber sich gerade nicht bewusst, dass es die wohl letzte Weihnachtsfeier in ihrer Verantwortung ist. Ein geeigneter Moment, schon einmal Danke zu sagen!



Meinetwegen könnte Heiligabend mit dem Krippenspiel in der Lössener Kirche mehrmals im Jahr stattfinden, ja, und Himmelfahrt auch. Nicht, weil diese Termine Anfang und Ende  der irdischen Kariere  einer bis heute noch werteprägenden Persönlichkeit der biblischen Geschichte darstellen, sondern weil die Menschen, unabhängig von ihrer Weltanschauung, Eigenschaften zeigen, die im Alltag leider nicht in diesem Maße sichtbar werden. Nur auf den ersten Blick scheinen ausgelassene Lebensfreude und besinnliche Einkehr gegensätzlich zu sein. An beiden Tagen findet man sich mit unterschiedlichen Zielen zusammen, begegnet sich jedoch mit besonderer Freundlichkeit.  Erst wenn sich das Wesen des Menschen verändert, erleben wir Grobheit und Aggression. Das passiert zu Weihnachten nie und zu Himmelfahrt immer seltener. Und doch führten uns die 16 Darsteller um Ramona Brommund-Karnstedt in das Jahr 2500, das geprägt seien sollte von Ungerechtigkeit, Elend, Hass und Krieg. Zum zweiten Mal steht der Vater vor seiner Schöpfung und erkennt den Misserfolg.  Aber diesmal versucht er es nicht mit Wasser sondern beschließt, seinen Sohn erneut auf die Erde zu schicken. Der ansonsten über jeden charakterlichen Zweifel erhabene bärtige junge Mann wiederspricht vehement. Man glaubt ihm schon, dass er keine Lust hat, sich alljährlich wieder in Windeln stecken zu lassen. Auch die Engel reagieren aufmüpfig, scheitern schlussendlich am himmlischen Patriachat und einer gewissen Dosis Sternenstaub. Unten angekommen, treffen sie anstelle der obligatorischen Hirten auf bewaffnete Soldaten, deren Uniformen ich in europaweite Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts verorten würde. Wieder wird das Kind geboren, es ist immer noch ein Stall und keine moderne Klinik. Überhaupt hätte das Spiel den gewohnten Verlauf genommen, wären da nicht die Soldaten. Die verweigerten das weitere Kämpfen und wurden so zu Initiatoren einer weltumfassenden Friedensbewegung, an der sich auch alle Regenten beteiligten. „Siehst du, mein Kind, wir haben alles richtig gemacht…“resümierte Maria und der Sohn verzichtete auf ein Widerwort.


Das Ensemble des Krippenspiels mit Waffen und Friedenslichtern
Das Krippenspiel, in dieser Qualität aufgeführt, begeisterte die Zuschauer. Es ist immer wieder bewundernswert, zu welchen Leistungen die bewährte Dramaturgin ihr Ensemble Jahr für Jahr führt.   Dazu gehört der Gesang von Paula ebenso wie die Musik von Michael Gilluck und Peter Zimmermann. Beide waren nicht zu sehen, weil sie von der Empore spielten, dafür gut  zu hören und der Platz für die Orgel wäre ohnehin  an dieser Stelle. Die dadurch bedingten Veränderungen im angestammten Gefüge des Publikums müssen wir in Kauf nehmen. Im Turm standen die Glöckner Paul Winkler und Robert Kloß an den Seilen, so eng beieinander nur für das Foto, ansonsten möglichst entfernt von den Glocken, sollte der Klöppel sich aus seiner Verankerung lösen. Fünf Minuten läuten ist sehr anstrengend und wie wir nun wissen auch gefährlich. 
Frau Lektorin Elke Röschke hatte zum Gottesdienst eine Flamme vom Friedenslicht mitgebracht. Das Friedenslicht wird im Flugzeug von Betlehem nach Wien transportiert. Dort übernehmen Pfadfinder und bringen es nach Deutschland. Hier erstrahlte es auf dem Heimweg mittels Kerzen und kleiner Laternen in Tragarth, Löpitz und Lössen.
Am Löpitzer Schloss gab sich Peter Zimmermann noch einmal die Ehre und blies vom Balkon das Waldhorn. Es war eine kleine Mühe Benjamin zu einem Lied zu überreden. Diese familiäre Szene erinnert mich, im Namen der Verantwortlichen, allen Eltern für ihre Mitarbeit und Motivation der Kinder zu danken. Es soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass sich der Hornist weit über die Musik hinaus engagiert hat. Alle Jahre wieder.
Vielleicht haben Sie in der Silvesternacht Glocken gehört. „Da könnt ihr knallen wie ihr wollt, ich werde lauter sein!“ versprach Paul, der Glöckner.

Ich wünsche Ihnen ein friedliches, gesundes und überhaupt glückliches neues Jahr 2019!

I.Bakkal